dia 12 – Zambujeira do Mar-Almograve

5h38 in Bewegung, 3h46 Pause, 23,2 km, gesamt 205,3 km

Heute haben mich die Störche endgültig aus der Bahn geworfen und das Bild des Storchs, das ich von zuhause kannte, total verändert. Ich weiß nicht, wie viele Störche wir allein heute gesehen haben und dabei begleiten sie uns seit Sagres an der Küste. Aber auch schon zwischen Faro und Lagos haben wir welche gesehen.

Vogelexpertin Gerlinde: Die Brut von Weißstörchen an der Küste ist nur aus Portugal bekannt. Durch die Klimaerwärmung bleiben Weißstörche teilweise bereits im Winter in Portugal und überlassen den Zug nach Afrika den jungen Störchen. An der Küste können sich Weißstörche auch von Fisch und Krabben ernähren, wobei wir heute erstmals auch in der Wiese im Hinterland Störche jagend gesehen haben.

Und auch der Atlantik überraschte heute abermals, angedeutet hat es sich ja schon gestern. – Am Plattenstrand (gr.) sind die Wellen oft höher und von einem „wilden“ Meer kann überhaut keine Rede sein. Dabei haben wir noch darüber gesprochen, dass „dort“ dann Amerika ist. – Kaum Wellen, kaum eine Brandung – da fällt das ins Wasser gehen zum Schimmen dann auch manchen schwer.

Das angeblich rauhe Meer hat wohl auch mit dem, wie man uns sagte, ständigen Wind aus Nord(west) zu tun – kaum Wind heute, Surfer blieben zuhause oder sonst wo und es stiegen die Temperaturen, welche Strecken, die im Sand verliefen, schwerer zu passieren machte. – Für mich war heute einer der schwierigeren Tage, Gerlinde meinte, dass es schon anstrengerende gab.

Jetzt sitzen wir in der Sonne in einem Gastgarten eines geschlossenen Lokals am Kreisverkehr in Almograve und lassen den Tag entspannt, glücklich und zufrieden revue passieren. So langsam werden wir uns der Distanz bewusst, die wir bereits zurück gelegt haben. So auch heute morgen, als wir entlang der Küste nach Süden blickten und wussten, dass dort überall schon waren.

dia 11 – Odeceixe – Zambujeira do Mar

4h55 in Bewegung, 3h12 Pause, 19,4 km, gesamt 182,1 km

Heute gab es drei Überraschungen:

1. Überraschung war der Blick aus dem Fenster in der Früh. Ist die Scheibe angeschlagen oder tatsächlich Nebel da draußen? Meernebel begleitete uns den halben Tag, bis die Sonne stark genug wurde und ihn verdrängte.

2. Überraschung war die merklich größere Anzahl an Wanderer, sogar eine Gruppe war unterwegs. Vielen Berichten zufolge gehen die meisten von Porto Coco nach Odeceixe und beenden hier ihre Wanderung, was die vielen Menschen an der Bushaltestelle bestätigten. Wir hatten diese Option auch kurz in Erwägung gezogen, da es nicht ganz klar war, wie weit der Fishermen’s Trail nun wirklich geht und die meisten Berichte hier aufhörten. Bald haben wir uns jedoch zumindest bis Sagres entschieden und nach der Stornierung der Flüge (Wien-Lissabon-Wien) ist die Idee mit Hinflug Faro und Heimflug Lissabon entstanden und damit auch die Möglichkeit den Trail zur Gänze zu gehen, worüber wir jetzt sehr glücklich und auch schon ein bissi stolz sind. Wir würden jetzt nicht enden wollen und früher schon gar nicht.

nach dem Schwimmen im Atlantik (Wandergruppe im Hintergrund)

3. Überraschung war das Wasser. Bisher hatten wir nie Bäche oder ähnliches gesehen, maximal ausgetrocknete Flussläufe. Heute gab es mehrere Rinnsale, die zu einer Veränderung der Vegetation führten und zwischendurch sogar etwas dschungelhaft anmuteten.

dia 10 – Aljezur – Odeixe

5h47 in Bewegung, 3h53 Pause, 25,9 km, gesamt 162,7 km

Heute führte uns die Strecke länger ins Innenland und das erste Mal in landwirtschaftlich genutzte Gebiete.

Wie ja schon mal beschrieben, wechselt die Landschaft und die Küsten stark ab, eine Konstante gibt es jedoch: die Blumen und die Vögel.

Einerseits blüht gerade alles in den unterschiedlichsten Farben, täglich zu sehen waren die Salbeiblättrige Zistrose, die hier eher wie Unkraut wächst. Des weiteren gibt es an den Küstenabschnitten viele der Mittagsblumen. Diese zwei Blumenarten begleiten uns seit Lagos.

Vögel gibt es ebenfalls viele zu sehen und zu hören. Hier sind natürlich die Möwen ständige Begleiter an den Küsten. Ich würde mal sagen, Mittelmeermöwen, wobei die Bestimmung der anderen, ähnlich ausschauenden Arten für mich schwierig ist. Peter hat hier eine neue Bauernregel aufgestellt: ist die Möwe unter dir, ist die Steilküste sehr hoch, fliegt sie neben dir, dann nur hoch und fliegt sie über dir, befindest du dich am Strand.

Die Weißstörche findet man auch regelmäßig in den Lüften oder an den Felsen brütend. Hier ist Peter ganz fasziniert, was die hier tun und wovon sie sich ernähren.

Ich versuche alle Vögel des Tages mitzuschreiben, hier mal den derzeitigen Stand:

dia 9 – Arrifana-Aljezur

4h44 in Bewegung, 4h17 Pause, 19,9 km, gesamt 136,8 km

Heute hatten wir ein sehr gutes Frühstück im Freien – überhaupt sind die Orte, in denen wir schlafen ganz anders als erwartet: bis jetzt sind es eher kleine Örtchen mit verstreuten Häusern. Unser heutiges Ziel lag nur wenige km Luftlinie entfernt und so nahmen wir uns der ganze Etappe eher gemütlich an. Aus diesem Grund legten wir uns zu Mittag dann *keine Ahnung wie lang* unter einen Steinschatten an den Strand zum Lesen bzw. Schlafen. Als wir irgendwann beschlossen, doch weiter zu wandern, fanden wir keine 200 m weiter eine nette Strandbar, wo wir zuerst nur etwas trinken wollten, dann aber auch gegessen haben. – Von den unzähligen Pausen vorher mit Blick auf die Steilküste reden wir jetzt gar nicht.

Immer wieder brüten Störche an den Felsen

Es war kein Kilometer weiter, wo eine noch nettere Strandbar unseren Weg kreuzte: weil ja Halbzeit ist und es sowieso egal ist, wann wir ankommen: gleich wieder eingekehrt und bei super Aussicht ein Bier genossen. Sonnenuntergang ist ja auch erst um 20:28.

Irgendwann hatten wir doch noch eine ziemliche, aber nicht sehr fordernde Strecke zu gehen, bevor wir in diesem netten Aribnb landeten, Hunde streichelten und Wäsche wuschen und beim Italiener nebenan eine wirklich gute Pizza bekamen.

dia 8 – Carrapateira-Arrifana

5h57 in Bewegung, 2h47 Pause, 25,8 km, gesamt 116,9 km

Nicht, dass es heute extra gemütlich werden sollte, aber zu viel Anstrengung haben wir uns auch nicht erwartet. Aber wenn man Peter ganz in der Früh shon beobachtet, wie er den Reibungswinkel von Dünensand austestet und Gerlinde hunderte Meter weiter ist, dann kann man schon erwahnen, wie der Tag werden wird.

Nach einiger Zeit entlang der Küstenlinie ging es ins Hinerland und da entstand die Idee, früher ans Meer zurück zu kehren, quasi Abkürzung über den Strand. Dass es da Probleme mit der Flut geben könnte, war uns klar, aber als wir dann den mit großen, runden Steinen bedeckten Strand sahen, war klar: das geht. Und es ging auch gut, bis 200 m vor dem eigentlichen Weg eine Stelle auftuchte, wo das Wasser gegen Felsen schlug. Es wäre vieleicht gut gegangen, vielleicht wären wir auch beide patsch nass gewesen, aber wir entschieden uns für die sichere Vairianteund stiegen querfeldein den Hang zum Weg zurück. Da lernten wir die eigentlichen Qualitäten, der ühberall vorkommenden Zistrose kennen: hohe, kratzige Büsche, klebige Blätter.

Danach gab es dann die erste, wirkliche Pause des Tages, bevor es wieder weiter ging. Beinahe an der Unterkunft angekommen, beschlossen wir noch zur Infotafel des Trails zu gehen und da entdeckte Peter den Strand 80 Höhenmeter unter uns – und schon war er wieder im Atlantik, Gerlinde kurz darauf dann auch. Danach genossen wir noch den Strnd und schauten den Surfern zu. Fazit: wenn man hier cool sein will, braucht es einen Neopren oder ein Surfbrett.

dia 7 – Vila do Bispo-Carrapateira

4h23 in Bewegung, 3h34 Pause, 17,5 km, gesamt 91,1 km

Nachdem es gestern durchaus anstrengend und lang zu gehen war, entsprach die heutige Etappe wieder mehr meinen Vorlieben. Die heutige Tour war nämlich mit ausreichend Pausen versehen und bot genügend Zeiten zum Relaxen.

Trotz alle dem war sie landschaftlich wieder wunderschön. Irgendwie ist es schwer zu sagen, was die bisher schönste Etappe war, da sie alle atemberaubend und doch verschieden sind. An einem Punkt, den wir wiedermal als einen der bisher schönsten Punkten benannten, kam ein älteres Pärchen entgegen und meinte, wir sollten warten, was da noch alles kommt.

Peter badet

Grundsätzlich bin ich überrascht wie verschieden die Route so ist. Irgendwie dachte ich, Steilküste wird immer ähnlich sein und auf Dauer vielleicht sogar monoton. Keine Spur davon, meist wechselt die Küste mehrmals am Tag, ein Abschnitt gänzlich anders als der andere.