Winter

Seitdem wir hier in Chile sind, mussten wir mitunter eines feststellen. Die Chilenen scheren sich nicht um den Winter. Soll heißen, es ist ihnen scheinbar egal, dass gerade Winter ist und (eher) kalte Temperaturen vorherrschen. So zum Beispiel im Gasthaus, und damit meine ich jedes Gasthaus, das wir bis dato besucht haben. Entweder man sitzt sowieso im „Gastgarten“ vor dem Haus oder eben drinnen, wie wir in der Nacht beim Halbfinale des Copa America. Zuhause würde niemand in so ein Lokal gehen, da es keine Heizung hat und es drinnen einfach kalt ist. Hier macht man nicht einmal die Tür zur Straße zu, geschweige denn man würde die Fenstern schließen. Anfangs haben wir uns noch überlegt, ob die Chilenen wohl zuhause eine Heizung hätten, mittlerweile sind wir sicher, dass es nicht so ist. Irgendwie scheint ihnen nicht kalt zu sein (außer Patricia unserer Gastgeberin in San Pedro de Atacama) und irgendwie scheint es, als würden sie den Winter einfach ignorieren. – Wir wurden heute gefragt, ob uns kalt sei – im Hafen, im „Gastgarten“ beim Empanada-Essen, es war windig und die Sonne schon untergegangen. – Natürlich! Nachvollziehen konnten sie das nicht, denke ich, eher ein innerliches Kopfschütteln „Weicheier“.

Morgen geht es apropos zu den Pinguinen vom Herrn Humboldt, da werden wir dann sehen, wer die Hosen voll hat bei der Bootsfahrt. Das Meer macht hier generell nicht den Eindruck, als hätte es die Menschen zum Freund.

SoFi -1 Tag

Nun sind wir in La Serena angekommen und es hat alles perfekt funktioniert. Wir hatten einen beinahe pünktlichen Flug, bekamen nach anfänglichen langen Gesichtern (falscher Schalter, grün allein reicht noch nicht) doch ein Mietauto (eigentlich unglaublich, wo wir das alles von zuhause aus geplant haben).
Wir sind dann zwei Optionen für morgen abgefahren:
– Hinterland, bessere Wetterchancen und viel Aufwand für den morgigen Tag seitens der lokalen Behörden
– Küste, eher diesiges Wetter und generell labileres Wetter, kaum Anzeichen, dass da morgen etwas anders sein könnte.

Und dann das Hotel. Gerlinde hat es gebucht und ich habe es nie wirklich angeschaut. Ich dachte: Iberostar, da kann nicht viel daneben gehen, privater Parkplatz: Parkhaus eh klar. Als wir der Adresse immer näher kamen, wurden unsere Zweifel bezüglich des Parkplatzes immer größer: Parkhaus hat da keines Platz. Das Hotel hieß dann auch anders, wobei das nur ich verwechselte, und ist ein kleines Hotel im Kolonialstil, extrem cool, sogar mit Meerblick!

… und morgen um die Zeit ist dann schon alles vorbei. Wir haben uns übrigens fürs Meer entscheiden.

Atacama Dessert – San Pedro de Atacama

Als wir unser Wahnsinns-Mietauto (ist wohl eigentlich eher für Mitarbeiter der umliegenden Bergwerke gedacht) abgeholt und damit in San Pedro angekommen sind, war es um die Mittagszeit. Es war brütend heiß und wolkenlos, ein tiefblauer Himmel. Sobald die Sonne untergegangen war, veränderten sich zwei Dinge: es wurde schnell kalt, wirklich kalt – und der Himmel zeigte immer mehr Sterne, unglaublich viele Sterne. Und damit ist das ewig alte Versprechen an Gerlinde endlich eingelöst: „so einen Himmel hast‘ noch nie gesehen“ – unglaublich viele Sterne und die Milchstraße erst. Christian erzählte mir, dass die alten Bewohner der Wüste Schatten in der Milchstraße Namen gaben (nicht so wie wir die hellsten Punkte heranziehen) und zeigte mir das Lama. Ich muss noch ein Foto von der Milchstraße machen, Christian mag dann auch mitkommen, aber es so kalt, dass wir es bis jetzt jeden Abend verschoben haben, und heute war es den ganzen Tag bewölkt.

Seit nun 2 Nächten sind wir hier in San Pedro de Atacama und haben uns sehr nettes Airbnb ausgesucht. Mit unseren Gastgebern Christian&Patrizia ist es eher so, als wären wir schon jahrelang Freunde und wir auf Besuch bei Ihnen. Christian kocht uns jeden Morgen Frühstück, wobei das meistens Speisen und Zutaten sind, von denen wir noch nie gehört haben. Und so langsam haben wir auch einen Plan, was wir die nächsten Tage hier erleben und sehen werden können – wieder ein Danke an Christian.

Nachdem wir in letzter Zeit eher nur trockenen Fels zu sehen bekamen, fuhren wir gestern in die Laguna de Chaxa. Na ja, Wasser kann man die Flüssigkeit vermutlich gar nicht mehr nennen, das eine sehr hohe Salinität aufweist und in dem es von kleinen Schrimps anscheinend nur so wimmelt, dass Flamingos hierher(!) kommen, um sich zu ernähren.

Heute waren wir dann im Valle del Luna, einem der trockensten Plätze der Erde. An diesem Ort wurde ein Prototyp des Mars-Rovers der NASA gestestet, da die Verhältnisse wohl Mond und Mars am ähnlichsten sind. Trotz der Wolken (Christian: „regnen wird es deswegen trotzdem nicht“) war es wunderschön uns sogar ganz angenehm, da die stechende Hitze fehlte.

ein Tag Planung

Gleich nach dem Aufstehen rief ich bei der Mietwagenfirma an und versuchte, das Mietauto in Calama zu stornieren. Und nach einigen Telefonanrufen in beide Richtungen gab es ein ok. Das war gut so, denn die Aktion hätte auch über 600 € kosten können. „Die Mietwagenfirma ist berechtigt, dass Auto 60 Minuten nach dem Termin weiter zu vergeben“. – Hat zwar ein wenig Wirbel ins Frühstück gebracht, aber es war dann schon leichter.

Nach dem Frühstück machten wir uns, noch etwas geschlaucht vom Vortag, erneut auf den Weg zum Flughafen (Shuttlebus), um dort Details mit der Fluglinie zu klären. Den Weg hätten wir uns sparen können. LATAM schiebt’s auf Iberia und umgekehrt.

Wir machten uns Gedanken wegen des Mietautos und des Weiterflugs in Santiago de Chile und beschlossen dann, einfach einmal mit der U-Bahn ins Zentrum von Madrid zu fahren. Wir spazierten durch die Stadt, rasteten in Parks und Cafes und entspannten von all dem Wirbel. Und während all dem haben wir unsere Pläne immer wieder umgeworfen und neu entwickelt, um am Ende des Stadtausflugs einen, denken wir, ganz guten Kompromiss mit der Situation gefunden zu haben.

Wir fuhren ins Hotel zurück, wo wir ja den ganzen Tag das Zimmer/Apartment zur Verfügung hatten und setzen den Plan um: neues Auto, neuer Flug, eine weitere Nacht (die nächste für uns auf festem Boden) in Santiago de Chile und erst dann „ab in die Wüste“. – Es wurde ein gemütlicher Plan, der von unserem allgemein flexiblen Plan „Chile 2019“ profitierte – so viele Fixpunkte haben wir dann auch nicht vor uns.

Dann folgte ein Hotel-Buffet-Abendessen und nun sitzen wir kurz nach Sonnenuntergang, es ist 22:10, in der Lounge und schauen hinaus aufs Flugfeld … bis es dann hoffentlich in etwa 1 1/2 Stunden von dort in die Lüfte gehen wird.

SoFi 2019, Chile

Vienna Airport, 18:03
Gelrinde und ich sitzen in der Lounge und haben gerade Mittag gegessen. Zuhause war es Mittags so heiß, dass wir gar keinen Hunger hatten. – Doch noch Schwammerlgulasch.
Um 19:30 soll es losgehen, los nach Madrid und dann weiter nach Santiago de Chile. Dort angekommen geht es nach ein paar Stunden Pause weiter nach Calama, wo unser Mitwagen auf uns warten sollte. Nach zwei Stunden Fahrt werden wir unsere Unterkunft in San Pedro de Atacama für die kommenden fünf Nächte erreichen und vermutlich müde ins Bett fallen.
Es folgt die Atacama-Wüste und dann, über eine Woche später, die Totale Sonnenfinsternis.

Nachfolgend ein Text, auf den ich im Zuge der Vorbereitungen für die SoFi06 in der Türkei gestoßen bin…

https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-sonnenfinsternis-am-8-juli-1842-207/1

Aber zuerst muss unsere weite Anreise funktionieren und es beginnt nun mit 20′ Verspätung nach Madrid – zum Umsteigen wird nicht all zu viel Zeit bleiben…