Sauna mit den Wikingern

Schon letztes Jahr habe ich irgendwas von „öffentlicher Sauna“ gelesen, aber ich war dann zu kurz dort und als ich mehr wusste, war es schon zu spät.
Dieses Jahr sollte es dann passen und deswegen gleich zu Beginn zu forschen begonnen bzw. das „Badhuset“ gesucht.
Mittwoch und Freitag die Frauen, Donnerstag und Samstag die Männer, jeweils von 17 bis 22 Uhr. Als wir dann Sonntags Vormittag um das Haus „schlichen“ und durch die Fenster spähten, dachte ich mir, dass es sich dabei wohl eher um einen Badeverein oder ähnliches handeln würde, da war ein Umkleideraum, eine Art Küche („zum Kartenspielen?“).
„Wenn du das siehst, dann willst garantiert her“, Gerlinde beim Entdecken des Saunafensters – und tatsächlich, von Innen direkter Blick auf den davor liegenden Pool!

Zu bezahlen entweder mit Swish (eine Art Direktüberweisung, ist aber Schweden vorbehalten) oder bar. Und da das mit dem Bargeld in Schweden so eine Sache ist, habe ich unsere Vermieterin gefragt. Irgendwann später sprach mich dann Sven, ihr Ehemann, an: „And you want to go to sauna with the vikings?“

Am Donnerstag war es dann soweit, als ich um kurz vor Sechs eintraf, war das Haus schon ziemlich gut gefüllt. Da habe ich mich gleich einmal als Tourist zu erkennen gegeben, weil ich noch mit Gewand einmal in den Duschraum und von dort in die Sauna geschaut habe – zwecks späterer korrekter „Adjustierung“. Im Prinzip ist es gleich wie bei uns (abgesehen von dem „finnischen Sauna-Quatsch“. Gut, dass ich mein kleines Handtuch zum Draufsitzen mit hatte, obwohl so genau wurde das dann auch nicht genommen. Jeder kommt und geht, wann er meint, und fand ich mich später auf der mittleren Sauna-Reihe wieder.
Ich muss sagen, so eine Aussicht hatte ich noch NIE!

Anette, unsere Vermieterin, meinte, dass da in der Sauna vermutlich die ganz wichtigen Gespräche geführt würden und genau so war es auch. Zwischendurch auch auf Englisch, um mich und den einen Schweizer (da kam es in der Folge dann immer wieder zu territorialen Verwechslungen) nicht außen vor zu lassen. – Auf genauere Details des Gesprochenen kann ich hier natürlich nicht eingehen.

kleiner Exkurs zum Bierkaufen: im Geschäft gibt es mehrere Arten von Bier: 0 %, 2,5 % und 3,5 % Alk. oder so in der Größe. Alles über 3,5 % Alkohol ist staatlich konzessioniert und darf in Supermärkten nicht verkauft werden.

Zu Beginn waren inkl. mir sieben Männer in der Sauna – und sechs Dosen Bier.
Und einer, der hatte eine blaue Dose – „der trink da jetzt alkoholfreies Bier?“. Beim späteren, genaueren Hinsehen sah ich dann: irgendwas > 5 %, sowie alle anderen Dosen, die ich sah auch. Außer natürlich Ausnahme: der Sohn eines „Wikingers“, vlt. 4 Jahre alt, hatte eine Coladose und war der meist motivierte Aufgießer.
Noch viel schlauer: 0,33 l Dosen, nicht 0,5 l, wie ich eine „sicherheitshalber“ eingepackt (und später geholt habe) hatte. Weil wird natürlich viel schneller warm in der Sauna (wenn’s überhaupt solange in der Dose übersteht).
Ich habe meine, eine Dose dann mit mir herumgetragen und zeitlich aufgeteilt. Am besten schmeckte das Bier nach dem Saunagang, auf der hölzernen Sitzbank vor dem Haus, mit Blick auf den Pool (siehe Foto).

Normalerweise mache ich das ja nicht, aber an diesem Abend habe ich zwischen Sauna und Pool nicht geduscht, so wie alle anderen auch nicht.

Wie auch in Island wird dieser Ort auch zur allgemeinen Körperpflege genutzt und so wird nach dem Saunagang und dem Sprung in den Pool dann rasiert, geduscht, …
… und um spätestens Acht waren die meisten schlagartig weg. Manche saßen noch in der Umkleide beim Jägermeister, den einer mitbrachte, aber in der Sauna war ich ab diesem Zeitpunkt lange Zeit allein. Als die anderen auch gingen, kam „Herr Jägermeister“ wieder zurück und wir genossen zusammen auf der Holzbank, natürlich mit einem „Tschegger“, den Sonnenuntergang.

Es war ein unglaubliches Erlebnis und in den ersten fünf Minuten in der Sauna begann ich, Pläne für das nächste Mal zu schmieden.

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