Einkaufen

Busfahren nach Stone Town kostet 2.000 Schilling, als wir zahlen wollen kostet es 2×4.000, ich sage kurz: „it’s two thousand“ und schon kostet es das auch die 2×2.000. Bei der Fahrt nach Hause macht es den Anschein, dass es kein Wechselgeld gibt, aber wenn man die Busfahrt beobachtete, kann es auch sein, dass es einfach nur dauert mit dem Wechselgeld.

In StoneTown machten wir uns nach einem Stadtspaziergang auf den Weg zum Gewürzmarkt. Eine Freundin sagte uns, dass ein Packerl Pfeffer maximal 8.000 kosten darf. Das erste, was wir am Markt feststellten: es gibt jede Menge unterschiedliche Pachungsgrößen und wieviel jetzt in den unsrigen drinnen ist, können wir so überhaupt nicht sagen.

Das erste Packerl kostete 10tsd, das zweite sollte 20std kosten, war aber auch etwas größer. Von zuhause nahmen wir noch mit, dass man ungefähr 50% der Erstpreises erhandeln „sollte“. Beim dritten Stand waren es dann 25tsd, wieder andere Größe. Wir verließen etwas genervt und der Resignation nahe die Halle und überlegten im Freien weiter. Da kam ein Mann mit lila T-Shirt auf uns zu, stellte sich vor und meinte, wir müssten unbedingt seinen Stand besuchen, weil heute Spezialpreise. Wir folgten ihm dann mehr oder weniger (ein paar Mal musste er sich schon umdrehen und uns ermutern) zu vermutlich nicht seinem Stand. Dann mussten wir aussuchen, denn erst beim gefüllten Korb würde er uns einen „besseren“ Preis machen können: 63tsd, Spezialpreis 60tsd.

Nach längerem Rechnen auf beiden Seiten schlagen wir 30tsd vor und schnell wird klar, dass nichts aus dem Geschäft wird und wir gehen weiter, der Lila-Zwischenhändler blickt uns nach, beobachtet uns. Interessanterweise weiß man an ein paar Ständen weiter schon, was wir suchen. Ein kleinerer Mann mit grünem T-Shirt drängt sich und uns an den Stand. Zuerst schreit der Besitzer den Mann an und übernimmt die Verhandlungen selbst. Es wird unser „Korb“ erneut zusammengestellt und mit einem Sackerl orangen Pulvers (Masala) ergänzt: 50tsd. Unser Interesse hält sich in Grenzen und der Mann in Grün übernimmt und schnappt sich einmal drei Packerl Vanilleschoten aus dem Korb, läuft weg und kommt kurz später mit drei neuen, aus einem anderen Geschäft, zurück, der Preis ändert sich unwesentlich. Wir gehen und sind uns bewusst, dass der ganze Gewürzmarkt mittlerweile weiß, was wir wollen, übelegen schon, einfach gar nichts mehr zu kaufen. Einige Meter im Freien ist da auf einmal der Mann in Grün mit „unserem“ Pfeffer sowie Vanille und einem neuen Angebot. Es stellt sich heraus, dass er glaubt, wir würden 40tsd bezahlen wollen, was für ihn nun auch okay wäre. Ach so, 30tsd, dann ein Vanillepackerl weniger – nein, das wollen wir nicht und bieten erneut 30tsd. Es folgt ein neues Angebot von 38tsd, wir überlegen (Gerli wird schon weich), lehnen aber ab. Gerlinde und ich unterhalten uns, der Mann tut uns nun auch schon ein weing leid, denn er ist echt motiviert, freundlich und schon einiges für „uns“ gelaufen.Nach langer Diskussion schlagen wir 35tsd vor. Der fliegende Händler überlegt und rechnet angestrengt recht lang nach – nein das geht nicht, 38tsd – wir gehen ein paar Schritte weiter. Der Mann in Grün versucht uns für ein neues Angebot zu einem anderen Stand zu bewegen und wird von uns ignoriert.

In der SundownerbarHappyHourCocktailBar: die Laterne neben uns ist zum dritten Mal ausgegangen und wir nutzen die Gelegenheit des Wiederanzündens mit einer Bestellung: zwei Bier – welches will die Kellnerin wissen und zählt auf – ich wähle aus Nostalgie ein Tusker – leider ist Tusker aus – dann zwei Safari (wohl die direkte Konukrenz zum Killi(manscharo)).

Nun trennen sich unsere Wege und Gerlinde sieht beim Blick zurück, dass er nun bei einem Stand an der Straße um Pfefferpäckchen „handelt“, ein Mann mit Haube blickt uns nach. Wir gehen ums Eck, beobachten den Fischmarkt, wo anscheinend eine Auktion im Gange ist, und die toten Oktopusse am Gassenrand – hoffen, dass „unser Mann in Grün“ ein weiteres Mal auftaucht.Und wirklich, auf einmal steht er wieder neben uns, nun mit zwei neuen, kleineren Päckchen Pfeffer (ein wenig bunter, größere Körner), die er gegen die ersten austauschen möchte und so mit 35tsd „leben“ könnte – wir lehnen ab, wir wollen den anderen, schwarzen Pfeffer.Das geht noch immer nicht, nun werde auch ich weich (es geht um 1,5 Euro). Gerlinde und ich beschließen ein weiteres finales Angebot unsererseits: 40tsd mit „unserem Korb“ plus ein Packerl vom „neuen“ Pfeffer. – Er überlegt kurz, drückt dann Gerlinde das Handelsgut bis auf die neuen Pfefferpäckchen in die Hand und läuft abermals weg, wir sollen warten. Während wir warten sollen wir von einem anderen Händler CDs kaufen. Auf wen wir warten wüden?  Freunde.

Der Mann erählt aus seinem schweren Verkäuferleben und den vielen leeren Kilometern jeden Tages.

„Ach den, den kenne ich, das ist auch mein Freund“ – der Mann in Grün ist zurück, mit einem anderen Päckchen Pfeffer gleicher Qualität und Größe. „Von meinem Stand, besserer Preis“. Nun kommen wir ins Geschäft und ich zähle 40tsd Schlling aus meinem Geldtascherl, in dem sich knapp 300tsd befinden und komme mir dabei seltsam vor. – Alle sind glücklich und der CD-Verkäufer will uns nun wieder CDs verkaufen.

Im Bus rechnen wir erstmals genau nach und erkennen, dass es sich bei all den Verhandlungen letztendlich an 1,5 EUR spießte.

Nun sitzen wir nach einer anstregenden Busreise nach StoneTown, einem Bad im Meer, einem Cocktail und einem Bier später hier und überlegen uns, ob sich das Geschäft für ihn überhaupt ausgezahlt hat… und erkennen dabei, dass wir die Option „Korb+1x neuer Pfeffer“ um 38tsd ausgelassen haben, sondern 40tsd geboten haben. Hätten wir das auch um 38tsd bekommen? Und wieder ist der Gedanke über die Höhe des Differenzbetrages präsent…

Das alles zu rekonstruieren bedurfte jeder Menge Brainstorming, da wir beide jetzt schon unterschiedliche Erinnerungen an „das Geschäft“ hatten… …jetzt werden wir uns der Aussicht und dem Rauschen des Meeres widmen und über den Wert der Dinge philosophieren – und Essen müssen wir ja auch noch.

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